Die Erlanger - ÖsterreicherInnen

 

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Die österreichische Bundeshymne

"Land der Berge, Land am Strome..."

Im 20.Jahrhundert hat jedes Staatswesen der Welt, aber auch zahlreiche internationale Organisationen und Gemeinschaften ein Lied, eine Hymne, die allen Bürgern oder Mitgliedern lieb und teuer ist, die man nur im Stehen anhört oder singt, die geehrt wird wie eine Fahne. Eine Hymne wird bei allen offiziellen Anlässen gespielt, sie entspricht in etwa dem antiken Hymnus an die Gottheit. Eine Hymne ist ein Preislied, ein Lobgesang, ein Lied, das aus einem gemeinsamen Gefühl erwächst. Ein derartiges Lied trägt in anderen Ländern Namen wie Landes- oder Nationalhymne. In Österreich heißt sie „Bundeshymne“.

Ein Rückblick in die Geschichte
Als erstes Lied, das nationale Gemeinsamkeit schuf und einem modernen Staat der Neuzeit eindeutig zuzuordnen ist, kann man mit Fug und Recht die „Marseilleise“ bezeichnen, das Kampflied der französischen Revolutionäre, zu dem sich Frankreich trotz oftmaligen Wechsels von Staats- und Regierungsform noch immer einhellig bekennt. Auch die britische Hymne „God save the King“ - sie wurde wahrscheinlich 1795 erstmals auf dem Kontinent bei einem offiziellen Anlass gespielt - ist älteren Datums.

Der Kaiserstaat Österreich erhielt ebenfalls in der napoleonischen Epoche mit dem so genannten „Kaiserlied“ eine Hymne, die in der gesamten Monarchie für alle Bürger verbindlich wurde. Der Text des Kaiserliedes stammte von dem Dichter und „intellektuellen Parademitläufer der Zeitumstände“ (Manfred Wagner) Lorenz Leopold Haschka (1749-1827), der ziemlich banale, aber gefühlvolle Verse schrieb, die sich deutlich an das britische Vorbild anlehnen. Sein poetisches Werk war eine Auftragsarbeit des damaligen Stadthauptmannes von Wien Franz Joseph Graf Saurau (1760-1832) zur Unterstützung des damals noch sehr schwach entwickelten Nationalgefühls, das in Zeiten der Bedrohung durch die französischen Heere einer emotionalisierenden Unterstützung bedurfte.

Die einfache, aber einprägsame Melodie schrieb niemand geringerer als Joseph Haydn (1732-1809), der dieses Thema noch in seinem „Kaiserquartett“ weiter ausführte. Dieses Nationallied erklang erstmals am 12.Februar 1797 anlässlich des Geburtstages von Kaiser Franz II. (1768-1835). Der Kaiser drückte Haydn seine Zufriedenheit mit dieser Komposition durch das Geschenk einer goldenen Dose mit seinem Bild aus. Staatsminister Karl Graf Zinzendorf (1739-1813), Zeuge dieser Uraufführung, schrieb darüber wohlwollend in sein Tagebuch: „Abend im Theater ... Ich wohnte dem Gesang der Worte von Haschka 'Gott erhalte Franz den Kaiser unseren guten Kaiser Franz!' bei. Ohne 'Schelm und Bubenstreich' wären die Verse gut, denn sie sind einfach. Die Musik ist sehr einfach.“ Diese beim Volk sehr beliebte Hymne - sie wurde jeweils für den regierenden Monarchen geringfügig adaptiert - hatte bis 1918 in Österreich Geltung. Entsprechend den in der Doppelmonarchie amtlich anerkannten Sprachen - es waren insgesamt vierzehn - gab es auch Übersetzungen des Kaiserliedes.

1918 - neuer Staat erhält eine neue Hymne

Das klein gewordene Österreich des Jahres 1918, nunmehr Republik, wollte natürlich eine neue Hymne haben, die der geänderten staatlichen Identität gerecht wurde. Staatskanzler Karl Renner (1870-1950), auch ein vielseitiger Literat, der gerne Lyrik verfaßte, schrieb eine neue Hymne. Gleichzeitig bat er seinen Freund, den Komponisten Wilhelm Kienzl (1857-1941), dazu eine Melodie zu komponieren. Der Musiker berichtete darüber in seinen Memoiren: „Da die kraftvollen, edlen, wenn auch nicht gerade volkstümlich gehaltenen Verse sich von jedweder Parteipolitik fernhalten und nur von der Liebe zum Vaterland sprechen, nahm ich das Angebot an und belastete mich dadurch mit der schweren Verantwortung, die sich für mich unwillkürlich aus dem durch die geschichtliche Entwicklung hervorgerufenen Umstand ergab, für die im tiefsten Herzen jedes Österreichers wurzelnde, in ihrer erhabenen Volkstümlichkeit unerreichbare unsterbliche Melodie Haydns einen 'Ersatz' schaffen zu müssen.“

Die so genannte Renner-Kienzl-Hymne („Deutschösterreich, du herrliches Land ...“) wurde nie recht populär. Doch inzwischen hatte Deutschland die beliebte Haydn-Melodie gleichsam usurpiert, sie allerdings mit einem Text von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) „Deutschland über alles ...“ unterlegt - Österreich hatte dagegen bis 1938 nie offiziell irgendeinen Einspruch erhoben. In den späten Zwanzigerjahren, als in Österreich die Anschlußsehnsucht mancher Kreise neue Blüten trieb, holte man wieder die Haydn-Hymne hervor, wählte dazu aber einen Text („Sei gesegnet ohne Ende, Heimaterde wunderhold!“) des steirischen Dichters und Priesters Ottokar Kernstock (1848-1928), der der nationalen Euphorie der Zeit offenbar besser entsprach.

Keine der beiden Hymnen war in der Bevölkerung verankert. Das in politische Lager polarisierte Land sang lieber Parteihymnen. Beide Hymnen waren nach dem Zweiten Weltkrieg völlig obsolet. Die wunderschöne Haydn-Melodie war durch das Trauma des Dritten Reiches desavouiert, Kernstocks Text wegen anderer nationaler poetischer Ergüsse des Autors gänzlich untragbar. An eine Wiederaufnahme der Renner-Kienzl-Hymne dachte nicht einmal der Staatskanzler selbst, obwohl er sonst vieles aus seiner ersten großen politischen Phase nach dem Ersten Weltkrieg nach dem Drama des Zweiten Weltkrieges wiederholte.

Ausschreibung für eine neue Hymne

Mit 9.April 1946 startete die Bundesregierung ein Preisausschreiben für eine neue Hymne. Es sollte ein „Lied hymnischen Charakters [sein], das den neuen österreichischen Bundesstaat und seine Menschen im In- und Ausland sowohl textlich als auch musikalisch würdigt.“ Auf eine neue Melodie einigte man sich schnell. Man wählte eine Freimaurerkantate (im Köchelverzeichnis unter der Nummer K 623 a zu finden) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) aus dem Jahre 1791 - inzwischen wird die Autorschaft Mozarts von Musikwissenschaftlern in erheblichen Zweifel gezogen. Für das Preisausschreiben des Textes langten mehr als 1.800 Einreichungen ein, von denen kaum dreißig in die engere Wahl kamen, u.a. die bedeutenden zeitgenössischen Autoren Alexander Lernet-Holenia (1897-1976), Rudolf Henz (1897-1987) und Franz Theodor Csokor (1885-1969). Als erster Preis war die damals doch beachtliche Summe von öS 10.000.-- in Aussicht gestellt worden. Zusätzlich erfolgten informelle Kontakte führender Kulturpolitiker zu anerkannten Autoren der Zeit, um sie zur Beteiligung aufzufordern. So berichtet der Widerstandskämpfer, spätere Journalist und Verleger Fritz Molden (* 1924), dass Unterrichtsminister Felix Hurdes (1901-1974) Moldens Mutter, die Dichterin Paula von Preradovic (1887-1951) - Enkelin des kroatischen Nationaldichters Petar von Preradovic (1818-1872) - zur Teilnahme aufgefordert habe. Er bringt die damalige Meinung zu einer neuen Hymne so zum Ausdruck: „Die alte schöne Haydn-Hymne, die alle Revolutionen und Kriege überdauert hatte, und noch in meiner Bubenzeit mit dem sympathischen Text von Ottokar Kernstock gesungen wurde, kam nach Meinung der Bundesregierung leider nicht mehr in Frage. Denn nach dieser Haydn-Melodie war auch das Deutschlandlied, die Hymne des 3.Reiches, gespielt und natürlich in der ganzen Welt mit Hitler identifiziert und als Nazihymne aufgefaßt worden.“

Paula von Preradovic, zu dieser Zeit gerade intensiv mit einem neuen Roman beschäftigt, war nicht recht begeistert mitzumachen. Minister Hurdes mußte mehrmals urgieren. Schließlich erreichten ihre einfachen, den Menschen zu Herzen gehenden Worte doch in der Jury, der Literaten, Musiker und Politiker angehörten, die höchste Punkteanzahl. Um die Entscheidung bestmöglich treffen zu können, rezitierte der beliebte Schauspieler Oskar Werner (1922-1984), ein Künstler mit einer unverwechselbaren Stimme, die Texte, die in die engere Wahl kamen. Mit Ministerratsbeschluss vom 25.Februar 1947 wurde der neue Text zu Mozarts Freimaurerkantate zur österreichischen Volkshymne - die Bezeichnung Bundeshymne bürgerte sich erst später ein - erklärt. Dieser Text wurde nie in einem Bundesgesetzblatt veröffentlicht, lediglich am 22.März 1947 erstmals in der Tageszeitung „Die Presse“ abgedruckt. Am 7.März 1947 war die neue Hymne bereits im Radio erklungen. Das Lied wurde eher schnell populär, obwohl die Melodie viel komplizierter war als die seinerzeitige Haydn-Hymne.

Als Minister Hurdes im Ministerrat den Vortrag über das Ergebnis des Preisausschreibens hielt, wurde auch auf Grund einer Anregung des Bundespräsidenten der Antrag gestellt, bei künftigen Staatsvertragsverhandlungen für Deutschland die Forderung zu erheben, „dass Deutschland die künftige Verwendung der Haydn-Hymne als einem alten österreichischen Kulturgut untersagt werden möge.“

1992 klagten, ermuntert durch eine international schärfere Gesetzgebung für den Schutz des Urheberrechts, die beiden Söhne der Dichterin Paula von Preradovic die Republik Österreich auf Tantiemenzahlungen, die Klage wurde jedoch 1995 unter Hinweis auf die seinerzeitige Prämie von öS 10.000.-- abgelehnt.

Der Text der Bundeshymne lautet:

„Land der Berge, Land am Strome,
Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich.
Heimat großer Töchter und Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
vielgerühmtes Österreich,
vielgerühmtes Österreich.

Heiß umfehdet, wild umstritten,
liegst dem Erdteil du inmitten,
einem starken Herzen gleich.
Hast seit frühen Ahnentagen
hoher Sendung Last getragen,
vielgeprüftes Österreich.

Mutig in die neuen Zeiten
frei und gläubig sieh uns schreiten
arbeitsfroh und hoffnungsreich.
Einig lass in Jubelchchören,
Vaterland, dir Treue schwören,
vielgeliebtes Österreich

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